Dies ist ein gesponserter Beitrag. Unabhängig vom Sponsoring fördern wir niemals Inhalte, Tools oder Ressourcen, die wir nicht empfehlen. Hier können Sie mehr über unsere Richtlinie zu gesponserten Inhalten lesen.
Ist das BIP als Wohlstandsindikator noch relevant?
Was ist das BIP? Das Bruttoinlandsprodukt ist ein wirtschaftlicher Indikator, der den Geldwert aller Endprodukte und Dienstleistungen widerspiegelt, die von einem Gebiet in einem bestimmten Zeitraum produziert werden. In einfachen Worten wird es verwendet, um den von einem Land erwirtschafteten Wohlstand zu messen.
Das BIP ist wahrscheinlich der wichtigste Wirtschaftsindikator in den Wirtschaftsnachrichten. Er wird immer zitiert, wenn über die wirtschaftliche Dynamik oder den Wohlstand eines Landes berichtet wird. Wohlstand und BIP werden oft unterschwellig gleichgesetzt. Dieser Vergleich ruft Kritik hervor. Gesellschaftsschichten fordern, dass die bisherige Vermögensmessung auf den Prüfstand gestellt wird.
Wohlstand muss künftig vom Wachstum entkoppelt werden. Daher sollte es statt des Bruttoinlandsprodukts ein weiteres Wohlstandsmaß und eine neue Form der Wirtschaftsberichterstattung geben, um neben ökonomischen auch ökologische, soziale und gesellschaftliche Entwicklungen zu messen.
Das BIP ist kein Maß für das menschliche Wohlergehen
Die Gleichsetzung von Wohlstand und Bruttoinlandsprodukt wird seit langem kritisiert. Bereits in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts diskutierten renommierte Ökonomen kontrovers, ob ein einziger verdichteter Indikator das Wohlbefinden der Menschen korrekt widerspiegeln könne. Tatsächlich gibt es gute Gründe, die Höhe des Bruttoinlandsprodukts nicht einfach als akkuraten Indikator für das Wohlbefinden der Menschen zu interpretieren. Drei Beispiele können dies verdeutlichen:
1. Das BIP enthält Variablen, die nur Wohlstandsverluste ausgleichen. So werden beispielsweise nach Naturkatastrophen wie verheerenden Stürmen oder Überschwemmungen Wiederaufbaumaßnahmen als BIP-Wachstum und damit als Wohlstandsgewinn verbucht, obwohl tatsächlich nur beschädigte oder verlorene Bestandswerte wiederhergestellt wurden.
2. Das BIP enthält eine Reihe wohlstandsverändernder Effekte nicht. Ein klassisches Beispiel ist die unbezahlte Hausarbeit. Do-it-yourself erhöht zweifellos das Vermögen, aber es geht nicht in das BIP-Konto ein (nur die dafür gekauften Materialien, nicht die geleistete Arbeit).
3. Die Bedingungen für die Bildung des BIP werden nicht berücksichtigt. Ob zum Beispiel jemand entspannt und mit Freude seiner Arbeit nachgeht oder ob sie unter großem körperlichen oder psychischen Druck und ohne jegliche Freude geschieht, spielt eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden der betreffenden Person – auch wenn das Endergebnis das ist gleiche Ausbeute in beiden Fällen. Für die Berechnung des BIP sind beide Fälle jedoch völlig gleichwertig.
Zusätzliche Wohlstandsindikatoren jetzt verfügbar
Die Beispiele zeigen, dass das BIP offensichtlich kein ideales Wohlstandsmaß ist, sondern nur ein guter Indikator für die wirtschaftliche Dynamik eines Landes. Ökonomen sind sich weitgehend einig, dass das BIP einfach eine Metrik ist, die zur Messung von Output und Markteinkommen verwendet wird. Aus diesem Grund gibt es seit langem Bestrebungen von Politikern und internationalen Organisationen, die Lebensqualität anhand anderer, oft sozialer, Indikatoren quantitativ zu erfassen. Offensichtlich ist das BIP als Einzelindikator nicht mehr zuverlässig.
Die OECD hat den „Better Life Index“ entwickelt, um das soziale Wohlbefinden anhand von elf Themenbereichen – darunter Bildung, Sicherheit und Work-Life-Balance – zu ermitteln und international zu vergleichen. Die OECD versucht, ihren Blickwinkel zu erweitern und von rein ökonomischen BIP-Daten wegzukommen.
An Kennzahlen, mit denen sich Wohlstand und gesellschaftlicher Fortschritt jenseits von BIP-Zahlen abbilden lassen, mangelt es nicht. Es sollte jedoch nicht übersehen werden, dass diese schwachen Indikatoren anfällig für politische Einflussnahme sein können.
Das BIP ist oft das richtige Maß
Das BIP wird auch weiterhin ein sehr wichtiger Indikator sein, denn materielle Chancen tragen erheblich zum Wohlbefinden der Menschen bei – auch wenn der aktuelle Zeitgeist manchmal etwas anderes vermuten lässt. Als Kennzahl der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung darf das BIP nicht verwässert werden. Vielmehr sollten bereits vorhandene Indikatoren an der richtigen Stelle eingesetzt werden. Mit reibungsloseren Wohlstandsindikatoren können politische Entscheidungsträger wertvolle Einblicke in das gewinnen, was den Bürgern über wirtschaftliche Fragen hinaus wichtig ist.
Wenn es jedoch um die Tragfähigkeit der Staatsverschuldung eines Landes geht, muss künftig auch ein harter Indikator wie das BIP berücksichtigt werden. Denn die Fähigkeit eines Landes, seine Schulden zu bezahlen, hängt stark von seiner wirtschaftlichen Solidität ab, also von der Höhe des BIP. Zudem wären Wohlfahrtskennzahlen hier das falsche Maß, denn Schulden können nur mit staatlichen Einnahmen getilgt werden – der Hinweis auf saubere Luft oder glückliche Menschen wird die Gläubiger nicht dazu bringen, sich vor ihren Forderungen zu drücken.